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Gemeinsam gegen Lärm, Krawall und Müll
Gebrüll, Müll, Scherben, Drogendealer und Raser: Die Liste der Probleme, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gesprächsrunde „Lärm auf öffentlichen Plätzen - wir suchen gemeinsam Lösungen" aufzählten, war lang. Am Freitagabend tauschten sich im Kesselhaus Stadtverwaltung, Polizei, Anwohner und Jugendliche über die nächtlichen Probleme aus.
Als räumliche Schwerpunkte machte die Runde die Hauptstraße, den Rudolf-Maschke-Platz, den Rathausplatz samt Stadtgarten, den Schulhof der Rosenschule, das Hohner-Areal und den Busbahnhof aus. Der Frust bei den Anwohnern ist groß: „Nachts schreckt man ständig aus dem Schlaf hoch, weil man vom Gebrüll geweckt wird und morgens trifft man dann auf Müll und mit Pech auch auf Erbrochenes oder benutzte Spritzen“ fasst es ein Teilnehmer zusammen. Ein anderer ergänzte, dass sich manche Jugendliche in den Fluren der Mehrfamilienhäuser im Hohner-Areal aufhalten und dort sogar weit über wilde Knutschereien hinausgehen würden. Auch von Drogenkonsumenten und Dealern wurde berichtet und dem Unbehagen, wenn man die Gruppen, die durchaus aggressiv wirken können, passieren muss.
„Trossingen ist nachts ein rechtsfreier Raum. Wir brauchen einen rund um die Uhr besetzten Polizeiposten“ – diese Forderung wurde mehrfach an diesem Abend wiederholt. Dieser Forderung schlossen sich auch Bürgermeisterin Susanne Irion und Axel Pecher, Leiter des Trossinger Ordnungsamts, an. „Die Polizei tut mit ihren vorhandenen Mitteln viel und hat Anerkennung dafür verdient“, wandte sich Irion an Klaus Pachollek, Leiter des Trossinger Polizeipostens. „Das ändert aber nichts daran, dass wir am Abend und in den Nachtstunden von Spaichingen zwar mitversorgt werden, was aber nicht ausreicht.“
Pachollek, der ebenfalls an der Veranstaltung teilnahm, konnte den Ärger der Trossinger verstehen, gab aber auch einen wichtigen Hinweis: „Wenn es nachts zu Schlägereien kommt oder Sie sich von Gruppen bedroht fühlen, dann rufen Sie bitte nicht direkt beim Polizeiposten Spaichingen an, sondern wählen Sie die 110.“ Denn über diese Nummer können Notrufe auch von den Revieren in Rottweil und Villingen-Schwenningen abgedeckt werden. Dass die Polizei nicht zu jeder Ruhestörung kommt, das räumte Klaus Pachollek ein. „Wenn dringendere Einsätze abgearbeitet werden müssen, haben diese natürlich Vorrang.“ Nicht zielführend sei es jedoch, von vornerein nicht die Polizei zu informieren. „Dann können wir ja auf jeden Fall nicht kommen.“
In der Runde kam die Idee auf, per Petition einen 24-Stunden besetzten Polizeiposten vom Land zu fordern. Diese Petition müsste von einer Privatperson auf den Weg gebracht werden.
„Wir suchen die Nähe zu den Häuserwänden rund um das Rathaus, weil uns da die Kälte nicht so trifft“, sagte ein Teenager. „Aber auch wenn wir uns benehmen, werden wir immer vom Securitydienst weggeschickt. Wo sollen wir uns denn treffen?“ In der Gruppe kam die Idee auf, Orte zu schaffen, die etwas außerhalb der Wohngebiete liegen, aber windgeschützt und erleuchtet sind, damit Jugendliche sich dort treffen können. Marc Molsner, Leiter des Stadtjugendreferats, sagte zu, diese Idee verfolgen zu wollen.
Eine Gruppe junger Erwachsener war ebenfalls zur Veranstaltung gekommen und bemängelte fehlende Treffpunkte. „Es gibt keine Kneipen, Bars oder Clubs für Jüngere“, so die Kritik. Die Idee, Autofans einen Treffpunkt auf einem Parkplatz außerhalb zur Verfügung zu stellen, hielten sie für sinnlos. „Für die Poser gehört es dazu, gesehen zu werden, da muss man durch die Stadt fahren.“
Eben diese Auto-Poser sind es aber auch, die die Anwohner der Hauptstraße um den Schlaf bringen. „Vor dem Blitzer wird laut abgebremst und danach wieder mit quietschenden Reifen beschleunigt“, berichtete eine Frau. Ordnungsamtsleiter Axel Pecher appellierte an die Anwesenden, Anzeigen über nächtliche Ruhestörungen oder Vandalismus zu machen. „Wenn es zum Beispiel Fotos von den Kennzeichen der Autoposer gibt, dann können wir damit arbeiten.“ Ohne Anzeigen könnten Ordnungswidrigkeiten und Straftaten aber nicht verfolgt werden, weil sie gar nicht erst beim Ordnungsamt oder der Polizei aufschlagen würden.
Hoffnungen, die Stadt könnte nach 22 Uhr ein Alkoholverkaufsverbot oder ein generelles Alkoholverbot nachts aussprechen, musste Axel Pecher zunichte machen. „Das hat Freiburg versucht und ist vor Gericht gescheitert.“ Auch die Idee, dass das Ordnungsamt nachts Patrouille laufen könnte, ist nicht umsetzbar. „Dafür braucht man speziell geschultes Personal, das auch entsprechend ausgerüstet ist. Zudem fehlen dem kommunalen Vollzugsdienst polizeiliche Befugnisse. Das Gewaltmonopol liegt bei der Polizei und wir können, wollen und dürfen das nicht kompensieren. Dennoch haben wir die Nachtschwärmer ins Leben gerufen. An drei Abenden in der Woche ist der Securitydienst unterwegs und versucht für mehr Ruhe zu sorgen“, so Bürgermeisterin Susanne Irion. „Gruppen, die laut sind oder andere Probleme verursachen, werden angesprochen und weggeschickt. Wenn Ordnungswidrigkeiten vorliegen, gebe die Security-Mitarbeiter die Infos an das Ordnungsamt.“
Die Runde endete an diesem Abend mit einigen Vereinbarungen und Ideen:
· Die Stadt sucht nach Möglichkeiten, wo sich Jugendliche treffen können.
· Sie unterstützt die Idee einer Petition für einen 24-Stunden besetzten Polizeiposten – die Petition muss aber von einer Privatperson organisiert werden, damit sie Gültigkeit hat.
· Der Gemeinderat wird in seiner nächsten Sitzung – direkt der Montag nach der Veranstaltung – über den Austausch informiert.
· Die Anwohner werden gebeten, ernste Zwischenfälle wie Drogenhandel, Körperverletzungen oder Vandalismus nachts über den Notruf 110 zu melden.
· Der Runde Tisch „Jugendgewalt und Drogen“, der aus Vertretern der Stadt, der Polizei und der Schulen besteht, wird über die Erkenntnisse des Abends informiert.