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Außergewöhnliches Jubiläum
Trossingen – 500 Jahre – ein beachtliches Jubiläum, das das Alte Rat- und Schulhaus Trossingen im Mai gefeiert hat. Dass sich das älteste Gebäude der Stadt auch nach fünf Jahrhunderten in einem sehr guten Zustand befindet, hat mit Glück, aber auch mit Menschen, die viel Zeit und Leidenschaft einbringen, zu tun.
„Der Gedanke, was dieses Haus alles schon erlebt hat und wie viele Generationen von Menschen hier ein- und ausgegangen sind, ist wirklich beeindruckend“, sagte Bürgermeisterin Susanne Irion am „Tag der offenen Rathäuser“ am vergangenen Sonntag. Um ein Haar wäre das Gebäude in den vergangenen Jahrzehnten in einen Dornröschenschlaf versunken. „Doch den ehrenamtlich engagierten Mitgliedern der „Interessengemeinschaft erhaltenswerte Bauwerke und Umwelt Trossingen“ und später den Mitgliedern der „Interessengemeinschaft Altes Rat- und Schulhaus“ (IGaRuS) ist es zu verdanken, dass wir heute nicht nur dieses außergewöhnliche Jubiläum feiern, sondern das Gebäude renoviert und für vielfältige Nutzungen zugänglich ist. Das Verdienst der Ehrenamtlichen, die das historische Gebäude vor dem Abriss bewahrt haben, ist mit Blick auf unsere Stadtgeschichte überaus beachtlich“, sagte Irion.
Thomas Klotz von IGaRuS gab gemeinsam mit Bürgermeisterin Irion den Besuchern einen Einblick in die Geschichte des alten Gebäudes, aber auch das derzeitige Rathaus wurde in den geschichtlichen Abriss einbezogen, passend zum Thema „Tag der offenen Rathäuser“. Und so war es selbstverständlich, dass die Besucherinnen und Besucher auch das aktuelle Rathaus besichtigen konnten und viel Interessantes durch Susanne Irion erfuhren. Und auch wenn es dort viele liebevolle Details zu sehen gab, so machte die Bürgermeisterin doch auch klar: Das Rathaus passt nicht mehr in die Zeit, denn die Räume reichen nicht aus oder sind zu klein, um zum Beispiel im Bürgerbüro die Abstände so groß halten zu können, dass Telefonate datenschutzkonform geführt werden können. Doch darum ging es am „Tag der offenen Rathäuser“ nicht im Vordergrund – schließlich stand der 500-jährige Jubilar im Fokus des Interesses. „Wir können stolz auf unsere Stadt und ihre Geschichte sein“, sagte Irion und traf damit genau die Stimmung an diesem schönen Sommertag.
Im Mai 1522 begannen die ersten Bauarbeiten für das erste Trossinger Rathaus, das auch als Schule genutzt wurde. Hier trafen sich auch Vertreter von Nachbargemeinden zu Besprechungen und Sitzungen, der Gemeinderat tagte und Gerichtsverhandlungen fanden hier statt. Hatte das Gebäude ursprünglich eine Grundfläche von elf mal acht Metern, wurde es 1736 um eine Scheune verlängert, 1794 gab es einen weiteren Anbau, um dringend benötigten Platz für die Schule zu schaffen. Doch schon 1817 reichte der Platz wieder nicht mehr aus und in der Scheune mussten zwei Schulräume integriert werden, kurze Zeit später wurden im alten Ratssaal weitere zwei Schulsäle geschaffen, der Bau eines neuen Rathauses stand da schon fest. 1869 wurde im Gebäude der erste Kindergarten Trossingens eingerichtet. Die Enge hatte 1873 ein Ende, denn die Stadt baute in der Löhrstraße eine Schule.
Das alte Rat- und Schulhaus hatte seine Bedeutung damit verloren und wurde vom Harmonikaproduzenten Christian Weiss gekauft. Bis Ende der 1920er Jahre blieb das Gebäude im Besitz der Firma, wurde dann an die Firma Matth. Hohner verkauft. 1984 ging es an die Stadt über. Für eine moderne Nutzung war das alte Rat- und Schulhaus da schon längst nicht mehr geeignet, doch zum Glück erkannten die Mitglieder der „Interessengemeinschaft erhaltenswerte Bauwerke und Umwelt Trossingen“ seine Bedeutung und bewahrten es vor dem Abriss. Ideen, Wohnungen in dem Gebäude zu schaffen oder es als Ergänzung des Auberlehauses zu nutzen, wurden durch den Denkmalschutz verhindert. So übernahm die Interessengemeinschaft das Haus für den symbolischen Preis von einer D-Mark. Ihre Mitglieder renovierten es aufwändig und mit viel Liebe zum Detail. In der Folge konnten hier Veranstaltungen stattfinden. 2017 gründete sich die Interessengemeinschaft Altes Rat- und Schulhaus (Igarus) und übernahm die Verantwortung für das Gebäude und deren Mitglieder legten sich noch mal richtig ins Zeug, sanierten das Gebäude und bauten eine moderne Gastroküche ein, um mit Vermietungen das Gebäude finanzieren zu können.